Frauen in Männerberufen, Männer in Frauenberufen: Heutzutage ist alles möglich. Man mag also meinen, dass es im Zuge der Gleichstellung von Mann und Frau gar keine geschlechterspezifischen Berufe mehr gibt. Hast du eine Begabung für einen Bereich und bestenfalls Spaß daran – tu es. Liegt dieser Job jedoch z.B. auf dem Bau, im Labor oder im Handwerk, bist du als Frau oftmals trotzdem noch alleine unter Männern.
Frauen in Männerberufen: Beispiele
Ein Beispiel für eine Frau in einem Männerberuf ist Angela Merkel, die erste Kanzlerin Deutschlands und eine der einflussreichsten Politikerinnen der Welt. Als Physikerin hatte sie zunächst eine akademische Karriere angestrebt, bevor sie in die Politik einstieg.
Ein weiteres Beispiel ist die US-amerikanische Astronautin Sally Ride, die 1983 als erste amerikanische Frau ins Weltall flog. Sie war Physikerin und hatte vor ihrer Karriere als Astronautin an der Stanford University gelehrt.
Ebenso eine Frau in einem Männerberuf ist Marissa Mayer, eine Informatikerin und ehemalige CEO von Yahoo!. Sie war eine der ersten Ingenieurinnen bei Google und trug maßgeblich zur Entwicklung von Produkten wie Google Maps und Google Earth bei, bevor sie zu Yahoo! wechselte.
Diese Frauen haben in ihren jeweiligen Berufen erfolgreich Karriere gemacht, obwohl diese ursprünglich als Männerberufe galten. Ihre Leistungen haben gezeigt, dass Frauen genauso fähig sind wie Männer, um in diesen Bereichen erfolgreich zu sein.
Frauen in der Bau- & Architekturbranche
Wie sieht es denn auf dem Bau oder in der Architektur aus? Sind diese Branchen nicht auch eher männlich geprägt?
Aktuelle Statistiken belegen, dass über die Hälfte der Architektur-Studierenden von Frauen besetzt werden. Blickt man in die Baubranche, lassen sich nur 30 Prozent der Absolventinnen finden. In den Führungspositionen sind lediglich 10 Prozent von weiblichen Führungskräften besetzt. Warum ändert sich der Trend hin zur Anpassung der Geschlechterverteilung kaum? Was hat es mit der Männerdomäne „Architekt“ auf sich? Welchen Einfluss nehmen die Themen Familie und Beruf auf Beschäftigungen von Architektinnen?
Frauen in der Architektur kämpfen noch immer mit Klischees:
Trotz der wachsenden Verwendung von zukunftsweisenden Technologien werden eher Männer für Jobs und für höhere Positionen berufen. Ein deutlicher Hinweis, dass auch 2023 in traditionellen Werten des Mannes und der Frau unterschieden wird. Frauen werden in den Bereichen Gebäudeentwurf und Innengestaltung gesehen, während Männer die Statik, Finanzüberblick und technische Umsetzung zugeteilt bekommen.
„Die traditionelle Annahme, Architektinnen seien am besten für das Entwerfen von Wohnhäusern und für Innengestaltung geeignet, ist Ausdruck ihres niedrigen Status im Beruf und nicht einer spezifisch weiblichen Eigenart“, sagt Christina Schumacher, Dozentin für Soziologie im Departement Architektur an der ETH Zürich. Dadurch passiert es auch häufig, dass Frauen, die sich als Architektinnen“ vorstellen für „Innenarchitektinnen“ gehalten werden.
Erfolgreiche Frauen in der Architektur
Jedoch gibt es auch in der Architektur viele Beispiele für erfolgreiche Frauen:
Ein frühes Beispiel ist die Österreicherin Margarete Schütte-Lihotzky. Sie entwarf zum Beispiel die sogenannte „Frankfurter Küche“ für den sozialen Wohnungsbau in Frankfurt und war somit eine der wenigen Frauen, die um 1925 in der Architektur aktiv tätig waren. Zur selben Zeit studierte Lilly Reich mit Mies van der Rohe in Stuttgart, sowie Marlene Moeschke-Poelzig, die später Hans Poelzig heiratete.
Auch die deutschen Architektinnen lse Oppler-Legband, Iris Dullin-Grund und Lucy Hillebrand zählen zu den gängigsten Namen innerhalb der Architekturgeschichte. Als mehrfach ausgezeichnete Architektin aus Deutschland ist zudem Regine Leibinger zu nennen. Die brasilianische Architektin und Designerin Lina Bo Bardi entwarf Bauwerke wie das Museu de Arte de São Paulo, welches auch das „schwebende Museum“ genannt wird. Heutzutage sind es vor allem Bauwerke von der Irakerin Zaha Hadid und der Japanerin Kazuyo Sejima, die zusammen mit Ryue Nishizawa das Büro SANAA in Japan leitet, die als weltweit Maßstäbe setzen. Um traditionelle Geschlechtergrenzen zu sprengen, liefern auch Büropartnerschaften mit Männern einen förderlichen Rahmen für Architektinnen. Zu den bekannten Beispielen zählen hier die niederländische Architektin Nathalie de Vries von MVRDV oder die Belgierin Christine Conix von CONIX RDBM.
Wie sieht es in der Baubranche aus?
Seit Jahren ist der Frauenanteil in der Baubranche Thema. Dabei zeichnet sich weiterhin der bewährte Trend ab. In akademischen Ausbildungen wie im Bauingenieurwesen oder der Architektur sind mehr weibliche Fachkräfte anzutreffen als im Bauhandwerk. Der Anteil kann nahezu auf 25 Prozent ermittelt werden. Dieser Trend soll auch zukünftig positiv verlaufen. Während rund 33 Prozent Frauen im Bauingenieurwesen und über die Hälfte in der Architektur zu finden sind, macht der Anteil im Handwerk einen Wert unter 3 Prozent aus.
Die Bundesagentur für Arbeit kann dennoch einen positiven Trend und Zuwachs an weiblichen Auszubildenden und Fachkräften im Handwerk verzeichnen. Hierfür sind zahlreiche Kampagnen des Bundes verantwortlich. Positiv ist in diesem Zusammenhang weiters, dass sich in den letzten Jahren immer mehr junge Frauen für eine handwerkliche Arbeit interessiert und eine entsprechende Ausbildung begonnen haben. Unabhängig davon hält die Bundesagentur für Arbeit jedoch fest, dass Frauen auf absehbare Zeit weiterhin öfter an der Bauplanung als an der Bauausführung beteiligt sein werden.
Denken wir an den technischen Bereich wie die IT. Wie steht es hier um den Frauenanteil?
Gründe warum es weniger Frauen als Männer in technischen Berufen gibt
- Stereotypen und Vorurteile: Technische Berufe werden oft als männlich konnotiert wahrgenommen, was dazu führen kann, dass Frauen davon abgeschreckt werden, in diesen Berufsfeldern tätig zu sein. Stereotypen und Vorurteile können auch dazu führen, dass Frauen in technischen Berufen diskriminiert werden.
- Mangelnde Vorbilder: Wenn Frauen in technischen Berufen unterrepräsentiert sind, kann dies dazu führen, dass es weniger Vorbilder gibt, die junge Frauen ermutigen könnten, eine Karriere in diesem Bereich anzustreben.
- Mangelnde Unterstützung: Frauen in technischen Berufen können Schwierigkeiten haben, sich zu vernetzen und Unterstützung zu finden, da sie oft in der Minderheit sind. Dies kann zu einem Gefühl der Isolation führen und dazu beitragen, dass Frauen sich ausgeschlossen fühlen.
- Das Bildungssystem: Mädchen und junge Frauen werden oft nicht genug ermutigt, Mathematik und Naturwissenschaften zu studieren, die für technische Berufe von zentraler Bedeutung sind. Auch kann es sein, dass Frauen in den entsprechenden Studiengängen weniger gefördert werden als ihre männlichen Kommilitonen.
- Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Technische Berufe erfordern oft lange Arbeitszeiten und eine hohe Reisebereitschaft, was für Frauen mit Familienverantwortung eine Herausforderung darstellen kann.
Es gibt viele Initiativen und Programme, die darauf abzielen, mehr Frauen für technische Berufe zu gewinnen, indem sie Stereotypen und Vorurteile bekämpfen, mehr Vorbilder schaffen und Unterstützung und Förderung bereitstellen.
Vertrieb
Wie sieht es im Vertrieb aus? Gibt es auch hier einen Männerüberschuss?
Es gibt keine eindeutige Antwort darauf, ob im Vertrieb mehr Frauen oder Männer arbeiten, da dies stark von der Branche und dem Unternehmen abhängt. In einigen Unternehmen und Branchen ist der Anteil von Frauen im Vertrieb höher als der von Männern, während es in anderen Unternehmen und Branchen umgekehrt ist.
Allerdings gibt es in einigen Vertriebsbereichen noch immer eine deutliche Geschlechterkluft. Zum Beispiel sind Frauen im technischen Vertrieb, in der IT oder in der Industrie oft noch unterrepräsentiert. In anderen Bereichen wie im Einzelhandel oder im Vertrieb von Dienstleistungen sind Frauen hingegen häufiger anzutreffen.
Insgesamt ist jedoch ein Trend zu beobachten, dass der Anteil von Frauen im Vertrieb in den letzten Jahren gestiegen ist, da Unternehmen zunehmend die Vorteile von Diversität und Inklusion erkennen und gezielt nach talentierten und qualifizierten weiblichen Mitarbeitern suchen.
Fazit
Grundsätzlich sind diese Ergebnisse keine Überraschung und viele Branchen haben bereits erkannt, dass sie von einem höheren Frauenanteil profitieren. Ob eine starre Quote hier immer der richtige Weg ist, ist weiterhin umstritten. Es gibt einige positive Entwicklungen und Trends, die Hoffnung machen. Denn eines gilt als erwiesen: Gemischte Teams sind erfolgreicher.
Wie ist ihre Meinung dazu? Arbeiten Sie lieber in einem gemischten Team oder nicht?