Mit diesem Beitrag und einer kleinen Geschichte möchten wir Ihnen heute eine besondere Freude bereiten. Die Weihnachtszeit ist die Zeit der Besinnlichkeit und gibt uns die Möglichkeit unseren Blickwinkel zu öffnen und uns die verschiedenen Lebenssituationen von Menschen bewusst zu machen. Möchten Sie uns dabei begleiten?
Besinnen Sie sich auf die schönen Dinge, die Sie erlebt haben und besitzen. Doch wie geht es Menschen in anderen Kulturkreisen?
Nicht alle Menschen haben das Privileg der politischen, sozialen und medizinischen Sicherheit. Aus diesem Grund unterstützen wir ehrenamtlich die Hilfsorganisation Medair in Ihrer Mission mit unserer IT Expertise. Unter dem Motto „Jedes Leben zählt“ möchten wir die Geschichte einer jungen Flüchtlingsfamilie in Jordanien erzählen. Unter schwierigen Lebensumständen erwartet Heba ihr erstes Kind.
Uns berührte die Geschichte so sehr, dass wir beschlossen haben, diese Menschen zu unterstützen, indem wir hier darauf aufmerksam machen wollen und unser Weihnachtsbudget spenden. [Link hier oder unten.]
Heba und Qasem suchen einen Platz für die Geburt ihres Kindes
In einem der abgelegenen Dörfer in Mafraq im Norden Jordaniens ohne medizinische Grundversorgung und ohne sauberes Trinkwasser leben Heba und Qasem. Das junge Paar ist aus dem Bürgerkriegsland Syrien geflohen. Sie teilen sich eine Unterkunft mit zwei anderen Familien.
Während Hebas Schwangerschaft ergeben sich Komplikationen. Qasem bringt sie eilends in eines der nächstgelegenen Krankenhäuser. Trotz der Notsituation und des Risikos für das Leben sowohl des Babys als auch von Heba nimmt das Krankenhaus sie nicht auf. Die Ärzte fordern Heba auf, das Krankenhaus zu verlassen. Die Begründung: Die Entbindung entspricht nicht den Vorgaben für syrische Flüchtlinge und das Paar könne außerdem die Gebühren nicht bezahlen.
Qasem hat große Angst um seine Frau und die Gesundheit des Ungeborenen. Er bringt die beiden in eine Klinik in einer anderen Region. Die erklärt sich glücklicherweise zur Behandlung bereit. Als er den ersten Schrei seines neugeborenen Mädchens hört, fühlt sich Qasem gesegnet und voller Freude. Ein Augenblick, den er nie vergessen wird. Die beiden nennen das Kind Sham – übersetzt Syrien. „Ich hätte die beiden verlieren können. Diesen Gedanken konnte ich nicht ertragen. Aber als ich sah, dass sie gesund waren, begann ich vor Freude zu springen“, sagte Qasem.
„Dann lief ich zu Nachbarn und Familienmitgliedern, um Geld einzusammeln und die Krankenhausgebühren zu bezahlen“, fügt Qasem hinzu. Es gelingt ihm nicht, die gesamte Summe zusammenzubekommen, aber zumindest lässt das Krankenhaus die drei gehen. Allerdings muss Qasem seine Aufenthaltsbewilligung im Krankenhaus hinterlegen, bis der Rest der Gebühren bezahlt ist. So will die Krankenhausverwaltung sicherstellen, dass Qasem das Gebiet nicht ohne zu bezahlen verlässt. Denn ohne diese Papiere würde man ihn an jeder Grenze sofort nach Syrien zurückschicken.
Qasem, Heba und Sham waren die ersten, denen Medair mit dem Cash4Health-Programm geholfen hat: „Mit dem Bargeld, das ich von Medair erhalten habe, kann ich nun den Rest der Gebühren an das Krankenhaus zahlen und meine Aufenthaltsbewilligung zurückbekommen. Ich kann Heba gutes Essen und Winterkleidung kaufen und für Sham eine Heizung besorgen. Ich bin so dankbar und weiß wirklich nicht, was ich sonst hätte tun sollen!“
Seitdem hat Medair mit Bargeldleistungen vielen Tausend werdenden Müttern geholfen, eine Geburt unter sauberen hygienischen Bedingungen zu erleben und dabei von Fachkräften betreut zu werden. Mal kommen die Helfer schon, bevor die Entbindung ansteht. In anderen Fällen helfen sie – wie bei Heba und Qasem – im Nachhinein und sorgen dafür, dass die Schulden beim Krankenhaus abbezahlt werden können.
Bargeldhilfe in Jordanien
Damit schwangere Frauen eine sichere und saubere Geburt erleben können
Für alle schwangeren Frauen ist es wichtig, dass sie unter guten hygienischen Bedingungen entbinden können und dabei von Profis betreut werden. Doch stellen Sie sich vor, Sie sind schwanger oder haben eine schwangere Partnerin, während Sie in einem Zelt, einer Bauruine oder einer Massenunterkunft leben – unter schwierigen hygienischen Bedingungen ohne Klinik oder Hebamme in der Nähe. Und stellen Sie sich weiter vor, Sie sind Flüchtling, weit weg von Ihrem Zuhause, Ihrer Familie und den Menschen, auf deren Unterstützung Sie angewiesen sind. Stellen Sie sich vor, Sie wüssten nicht, was Sie machen sollen, wenn es Schwangerschaftsprobleme gibt, die Geburt Komplikationen erwarten lässt und wo Sie für sich und Ihr ungeborenes Kind medizinische Versorgung erhalten.

Keine Kostenübernahme für syrische Flüchtlinge
Seit 2014 müssen syrische Flüchtlinge die Kosten selbst tragen, wenn sie öffentliche Gesundheitseinrichtungen Jordaniens nutzen wollen. Zum Gesundheitssystem haben sie keinen freien Zugang mehr. Aufgrund der hohen Kosten, die die große Zahl syrischer Flüchtlinge im Land verursacht, sah sich die Regierung zu diesem Schritt gezwungen. Die Folge: Syrische Flüchtlinge in Jordanien, die außerhalb von Flüchtlingscamps leben, sind zunehmend nicht mehr in der Lage, medizinische Behandlungen zu bezahlen.
Eine Medair-Umfrage in Flüchtlings-Haushalten in Jordanien ergab, dass 85 Prozent der schwangeren Frauen unter sehr unzureichenden Umständen leben. Das erhöht das Risiko gesundheitlicher Probleme von Mutter und Kind enorm. Um diese bedürftigen Familien sehr gezielt zu unterstützen, stellt Medair seit 2015 Bargeldleistungen – sogenannte Cash4Health-Mittel – zur Verfügung. Damit können die Familien die Kosten bezahlen, die vor- und nachgeburtlich anfallen. Auch die Entbindungsgebühren für diese Frauen können damit gedeckt werden. Wie es dazu kam, zeigt die Geschichte der kleinen Sham und ihrer Eltern Qasem und Heba.
Warum Bargeld? Drei Dinge, die Sie über Cash4Health in Jordanien wissen sollten
Das Cash4Health-Programm von Medair besteht seit sechs Jahren.
1. Syrische Flüchtlinge müssen selbst für ihre Gesundheitskosten aufkommen
„Für syrische Flüchtlinge ist es schwierig, die Krankenhausrechnungen zu bezahlen oder sogar Medikamente für ihre Kinder zu bekommen, wenn sie krank sind. Die Familie, die ich eben besuchte, hat kein Geld, um das Krankenhaus zu bezahlen, denn der Vater hat nur ein paar Tage pro Woche Arbeit“, erklärt Razan, eine Medair-Mitarbeiterin. Durch die hohen Lebenshaltungskosten in Jordanien haben syrische Flüchtlinge ohne Arbeitserlaubnis Schwierigkeiten, ihre Familien zu ernähren und ihre Grundbedürfnisse zu decken. Oft sind sie gezwungen zu betteln oder illegal zu arbeiten, um ein Einkommen zu erzielen.
„Medairs Cash4Health-Programm leistet lebensrettende Hilfe in einer angemessenen Weise. Wir erreichen mit diesem Projekt die Bedürftigsten, die sich eine Grundversorgung wie die Entbindung eines Babys in einer Gesundheitseinrichtung nicht leisten können, und stellen ihnen das Geld direkt für die benötigte Leistung zur Verfügung“, erklärt Margie Davis, stellvertretende Landesverantwortliche von Medair in Jordanien.
Medair betreibt in vielen Ländern Gesundheitseinrichtungen für die medizinische Grundversorgung. Das ist in Jordanien nicht nötig, denn dort gibt es ein funktionierendes und gut etabliertes Gesundheitssystem. Wir wollen kein Parallelsystem schaffen. Die uns zur Verfügung stehenden Mittel sollen so effizient wie möglich eingesetzt werden. Mit Cash4Health erreichen wir die höchstmögliche Zahl der am stärksten gefährdeten syrischen Flüchtlinge in Jordanien.
2. Medair schaut nicht nur einmal vorbei, sondern geht einen Weg mit den Familien
Medairs Gesundheitsbeauftragte und freiwillige Helfer besuchen Familien, die ein Neugeborenes erwarten, in der Regel dreimal: zweimal vor der Entbindung und einmal danach. Diese Besuche sind notwendig, um zu ermitteln, welche Familien am dringendsten Hilfe benötigen, um Dokumente zusammenzustellen, Familien zu registrieren und um laufende Unterstützung zu leisten, z.B. bei der Erkennung von Problemen, die nach der Geburt auftreten, und beim Austausch wichtiger Informationen über die Gesundheit von Müttern und Neugeborenen.
Zum anderen benötigen Betroffene von nicht übertragbaren Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck und Asthma eine kontinuierliche Versorgung mit Medikamenten. Alle drei Monate hilft Medair daher einer ausgewählten Anzahl von Flüchtlingen, die Kosten für solche Medikamente zu decken, und zwar durch Bargeldhilfe, die direkt auf Bargeldbezugskarten aufgeladen wird. Der überwiesene Betrag wird anhand der Medikamentenpreise und der Daten früherer Patienten, die Medair betreut hat, festgelegt. Unsere Gesundheit-Teams besuchen die Patienten zudem regelmäßig, um sich über ihr Wohlergehen zu informieren.
3. Es ist weit mehr als nur Bargeldhilfe
Die Bargeldhilfe ist ein wichtiges Instrument für die Flüchtlinge in Jordanien. Eine noch größere Wirkung erzielt sie aber im Zusammenhang mit sogenannten „Sensibilisierungssitzungen“. Diese bieten wir jeder einzelnen von uns besuchten Familie an. Auch solchen, die keine Bargeldhilfe erhalten. Dort erhalten die Besucher wichtige, leicht verständliche Informationen, von denen sie nachhaltig profitieren.
Alle drei Monate treffen sich unsere Gesundheitsbeauftragten dafür mit den ausgewählten Patienten, um Schulungen durchzuführen, die einen gesünderen Lebensstil fördern und motivieren, gesundheitsschädliche Verhaltensweisen zu vermeiden. „Diese Schulungen halfen mir zu verstehen, was ich tun muss, um auf eine leichte und einfache Weise gesund zu bleiben. Ein täglicher 30-minütiger Spaziergang mit meiner Tochter in unserem Viertel und eine gesunde Ernährung haben meine Gesundheit merklich verbessert“, meint die aus Syrien geflüchtete und nun in Ost-Amman lebende Taswahin.

Bild links
Lena, eine syrische Flüchtlingsfrau, sitzt mit ihrem zwei Monate alten Baby Abbas in ihrem Zelt am Rande von Amman, Jordanien. Mit Unterstützung von ECHO leistet Medair den syrischen Flüchtlingen und bedürftigen jordanischen Familien in Jordanien medizinische Hilfe, übernimmt die Kosten für dringende medizinische Eingriffe und informiert über die Gesundheit der Familien.
Warum Jordanien?
Jordanien ist das Land mit der zweithöchsten Anzahl Flüchtlinge pro Kopf weltweit. Rund 660.000 syrische Flüchtlinge leben in Lagern und städtischen Gebieten. Wir können dazu beitragen, dass sie sich in der Fremde etwas mehr zuhause fühlen. Rund 80 Prozent der Geflüchteten, die nicht in Flüchtlingslagern untergekommen sind, leben unterhalb der Armutsgrenze.
Versiebenfachung durch das Auswärtige Amt
Das Programm in Jordanien wird unterstützt vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland. Jede private Spende für das Programm wird vom Auswärtigen Amt versiebenfacht.

Wie Bargeldhilfe funktioniert
Die Flüchtlinge erhalten Gutscheine oder Prepaid Karten mit vorgegebenen Geldsummen. Gutscheine können bei lokalen Händlern eingelöst werden – dies stärkt die Wirtschaft der jeweiligen Region. Mit den Prepaid-Karten können festgelegte Geldbeträge an Geldautomaten abgehoben und individuell eingesetzt werden.
Langjährige Erfahrungen zeigen, dass das Geld/die Gutscheine in fast allen Fällen für sinnvolle Zwecke eingesetzt wird – nicht immer zwangsläufig für das, wofür es gedacht ist, aber nahezu immer für das, was der Empfänger in dem Moment am dringendsten benötigt. Indem man dem Empfänger zutraut, sich selbst gut zu versorgen, trägt man mit dazu bei, dass seine Würde aber auch seine Eigenständigkeit bewahrt wird und er nicht dauerhaft von den Dingen abhängig wird, die andere für ihn als geeignet betrachten.
Ein Beispiel aus dem Irak
Medair versorgte dort 789 Haushalte mit 260 USD. Jeder Haushalt erhielt eine vorausbezahlte SCOPE-Karte mit seinem Namen und seiner nationalen Nummer, die vom Welternährungsprogramm zur Verfügung gestellt wurde. Die Empfänger erhielten außerdem eine Broschüre mit 71 Artikeln, die sie bei 11 Verkäufern in der irakischen Stadt Zakho kaufen konnten. Jeder Verkäufer erhielt ein Kartenlesegerät, mit dem er den zum gekauften Artikel passenden Geldbetrag abrechnen konnte. Die Geschäfte öffneten ihre Türen von 20.00 bis 2.00 Uhr morgens, zusätzlich zu den regulären Öffnungszeiten für die Einkäufe der Empfänger.
Sie möchten helfen?
Wenn Sie diese Geschichte berührt hat und helfen möchten, dann können Sie dieses Projekt finanziell unterstützen. Unter folgenden Link gelangen Sie auf unsere Weihnachtsaktion-Spendenseite von Medair. Dort können Sie einmalig oder in einem regelmäßigen Rhythmus spenden. Sollten Sie eine Spendenquittung benötigen, können Sie das dort bei Medair einmal im Jahr bescheinigen lassen.